ON THE EDGE 2023
03. bis 11. November
Söhne, die ihre Väter tragen. Eine Trapezkünstlerin, die Fragen hat. Eine scheinbar unzählbare Menge an Jonglierbällen als Bild für den Zufall, der Chaos und Schönheit in sich birgt. Körperliche Präzision, ästhetische Entdeckungen und eine Kunstform, die Akrobatik, Tanz, Performance, Bildende Kunst oder auch Spoken Word in sich vereinen kann.
ON THE EDGE 2023 hat vom 03. bis 11. November stattgefunden und zeigt Produktionen, die traditionelle Zirkustechniken aus ungewohnten Perspektiven betrachten und neue Formen des zirzensisch-performativen Erzählens finden. Künstler_innen aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Belgien, den Niederlanden und Israel präsentieren dabei aktuelle Entwicklungen im zeitgenössischen Zirkusschaffen.
Programm
EISEMANN
Halper, Krösche, Eidenberger, Mannott (DE/AT)
Premiere
03., 04. und 05. November
in englischer Sprache
Im Sommer 1949 hält der Seiltänzer Josef Eisemann ganz Wien in Atem. Um seinen finanziellen Nöten zu entkommen, zeigt er einen Monat lang ein besonderes Schauspiel: Einen Seiltanz quer über den Donaukanal. Ermutigt durch die tobende Menge bietet er während der vier Wochen immer waghalsigere Kunststücke auf dem Seil. Doch das letzte und größte aller Spektakel – die Überquerung des Seils mit seiner Tochter auf den Schultern – kostet beide das Leben.
Eisemann ist die erste große Eigenproduktion von ON THE EDGE und möchte nicht nur an diese besondere Wiener Zirkusgeschichte erinnern, sondern auch einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Zirkuskunst – und hier besonders der Schlappseil-Akrobatik – leisten. Das Festival hat das Regie-Duo Victoria Halper und Kai Krösche sowie die Akrobatin Aurelia Eidenberger eingeladen, das Stück gemeinsam zu entwickeln.
-
Regie & Video Victoria Halper
Regie, Musik & Text Kai Krösche
Performance Aurelia Eidenberger
Sprecher Christopher Hütmannsberger
Idee & Dramaturgie Arne Mannott
Produktionsleitung Nefeli Antoniadi
Gefördert von BMKÖS, Stadt Wien Kultur
Mit Dank an Impulstanz, Gervasi tanz company, Daniel Torron Mack, James Stanson, DARUM, Peter Payer
Eine Produktion von ON THE EDGE / Verein KreativKultur
CARRYING MY FATHER
THERE THERE Company (BE)
Österreichische Erstaufführung
03. und 04. November
Carrying My Father ist eine akrobatische Performance über das Tragen und Getragen werden. Über Festhalten und Loslassen. Über zerbrechliche Stärke, spielerische Rivalität, Mut und Vertrauen. Vier Zirkusartisten teilen sich die Bühne mit ihren Vätern, die keinerlei oder kaum akrobatische Vorkenntnisse haben. Die acht loten ihre Beziehungen aus und heben sich schließlich gegenseitig hoch. Im Zentrum stehen Körper, die nicht gleich stark sind, aber ebenbürtig in ihrer Individualität und Interaktion. Sie entdecken die Herausforderungen des Älterwerdens und den Reichtum des Zusammenwirkens. Im Mittelpunkt steht dabei die Erkenntnis: Der Vater hat den Sohn als Kind getragen, und eines Tages wird der Sohn den Vater tragen.
-
Konzept und Regie Hanna Mampuys and Toon Van Gramberen
Performance Toon & Eugeen Van Gramberen, Jonas & Danny Juchtmans, Josse & Koen De Broeck, Joren & Jan De Cooman
Künstlerische Mitarbeit Seppe Baeyens
Lichtdesign David Carney
Sounddesign Marie De Broeck and Toon Van Gramberen
Technische Leitung Willem Rys & Jamy Hollebeke
Produktionsleitung THERE THERE Company
Co-production 30CC, PERPLX, Theater op de Markt
Gefördert von Government of Flanders
Mit Dank an Government of Flanders for travel support
195-05-21
Tanja Peinsipp and Susa Siebel (AT)
Premiere
03., 04. und 05. November
Treffpunkt: U-Bahn-Station Tscherttegasse | Im Rahmen von circus re:searched
Der Weg von der U-Bahn zum Festivalzentrum ist Ausgangspunkt für diese Kreation zwischen Zirkus, Tanz und Performance. Die beiden Künstler*innen befragen das Areal des Kabelwerks aus mehreren Blickwinkeln: einem historischen, einem sozialen sowie einem baulich/architektonischen. Dort, wo einst mit Strom und Kabeln gearbeitet wurde, werden jetzt die Zirkuskörper in ein Spannungsverhältnis gesetzt. 195-05-21 steht dabei nicht nur für eine körperliche Recherche vor Ort, sondern auch für das Fachkürzel zur Benennung des Berührungsstroms.
-
Kreation und Performance Tanja Peinsipp and Susa Siebel
Musik Hanna Vogel
Eine Koproduktion ON THE EDGE and Tanja Peinsipp / Susa Siebel
coffee & circus
05. November
coffee&circus ist das Vernetzungs- und Diskursformat von ON THE EGDE. Im Rahmen eines gemütlichen Frühstücks laden wir zum Austausch über aktuelle Themen in der Zirkuswelt ein. Ob Vortrag, Diskussionsrunde oder kollektive Performance: den Formaten sind keine Grenzen gesetzt. Coffee und Snacks gehen auf uns!
-
Das diesjährige coffee&circus wird eröffnet vom Wiener Kollektiv TRAP. Der gemeinnützige Verein TRAP (Trainingszentrum Rappachgasse) betreibt die 500m2 große Trainingshalle für emanzipative Kultur und Zeitgenössischen Zirkus. Die Halle wird im Herbst 2023 nach einer umfangreichen Renovierung wiedereröffnet. Das Kollektiv wird sich und seine Pläne während des Frühstücks kurz vorstellen. Danach übernimmt der Dramaturg Michael Isenberg mit einem theoretischen und praktischen Input zum Thema „(Zirkus-) Dramaturgie und seine Potenziale“.
In den letzten Jahren wurde stärker über Dramaturgien bei der Entwicklung von Zirkus-Aufführungen nachgedacht. Aber wie kann eine dramaturgische Arbeit konkret aussehen? Was bezeichnet eigentlich das Tätigkeitsfeld von Dramaturg*innen und wie hat sich das Berufsbild verändert? Welche neuen Formen der Zusammenarbeit könnten entstehen? Einen Vormittag wollen wir uns über diese Fragen austauschen und verschiedene dramaturgische Ansätze praktisch kennenlernen und ausprobieren.
QUESTIONS TO THE ENDLESS
Laurence Felber (CH)
Österreichische Erstaufführung
07. und 08. November
Im Rahmen von circus re:searched
Eine Performance mit vielen Fragezeichen. Die Künstlerin beschäftigen unzählige Fragen: an sich selbst, an ihr Alter Ego, und an das Publikum. Questions to the Endless kreiert einen Fragestrom, der Abgründe offenlegt und in sie hineinschaut. Trotz allem lädt er aber ein, mit einem Schmunzeln durch die Welt zu gehen. Sein Alter Ego darf man dabei ruhig mal wieder bei der Hand nehmen. Das Fragezeichen wiederum - als universelles Zeichen - wird durch die Vervielfältigung zum Muster und stellt mit einem Augenzwinkern in Frage, warum wir immer wieder fragen und wissen wollen. Trapezakrobatik trifft dabei auf Bildende Kunst und Spoken Word.
-
Kreation und Performance Laurence Felber
Sounddesign Julian, Vogel, Tim Wettstein
Lichtdesign Sabino Caruso
Licht- und Tontechnik Luzia Scheidegger
Artistic collaboration Caroline Schenk, Darragh McLoughlin, Sergi Parés, Lucien Haug
Technische Unterstützung Julian Vogel
Partner und Unterstützer circus:researched, Le Spot Sion, Panama Pictures, cirqu`Aarau, Bühne Aarau, Theater Nebia, Station Circus, het Klooster Breda, Zirkusquartier Zürich, le zarti cirque
Koproduktion Circolo Festival
Gefördert von Pro Helvetia, Keep an Eye project
Mit Dank an Pro Helvetia for funding travel expenses
LONE
Luuk Brantjes (NL)
Österreichische Erstaufführung
07. und 08. November
LONE ist ein Solo-Zirkusstück, das den schmalen Grat zwischen allein und einsam beschreibt. Es ist eine Hommage an das Alleinsein und an das erfinderische Selbst, das sich auch alleine wohl fühlt. In einer Gesellschaft, in der alle ständig vernetzt sind, wird das Alleinsein oft mit Einsamkeit und Angst verbunden. Ist Alleinsein sogar verpönt? In seiner Performance möchte der Künstler an dasjenige Selbst erinnern, das allein sein kann, und die Freude, Schönheit und Ruhe zeigen, die damit einhergehen. Die Schleuderbrett-Akrobatik - eine klassische Zirkustechnik, die eigentlich für mindestens 2 Akrobat*innen ausgelegt ist - wird dafür ganz neu gedacht und weiterentwickelt.
FABRIC OF CIRCUS
Christiane Hapt, Sebastian Berger, Anna Weszelovszky (AT/HU)
Work-in-progress showing | Im Rahmen von circus re:searched
08. November
Die neue Produktion von Company Fenfire - "Fabric of Circus" - verortet sich zwischen Zirkus- und Textilkunst. Das Kostüm der Performer*innen wird hinterfragt und als flexible Skulptur mittels Objektmanipulation untersucht: Was passiert, wenn die K.rperhülle selbst das Objekt in sich trägt oder zum Objekt wird? Premiere der neuen Kreation ist 2024.
-
Choreographie, Performance Luuk Brantjes
Künstlerische Beratung Benjamin Richter
Musik Joel Roxendal
Mit Dank an Birgit Haberkamp, Piet van Dycke, Kolja Huneck, Julia Campistany
Mit Unterstützung von Werkplaats Diepenheim, TENT, Dynamo workspace for circus and performing arts, Subtopia, Provinciaal Domein Dommelhof, Cirklabo 30CC Leuven
Koproduktion PERPLX
Erde und Plastik
Verena Schneider (AT)
Im Rahmen von circus re:searched
10. und 11. November
Erde & Plastik ist eine Arbeit, die intensiv an der Schnittstelle von Zeitgenössischem Zirkus, Tanz, Performance und Installation forscht. Ausgangspunkt ist die Untrennbarkeit von Körper und Natur, sowie die kritische Bestandsaufnahme des menschlichen Umgangs mit der Natur. Die Themen Kontrolle, (Selbst-) Optimierung und persönliche Freiheiten werden dabei mittels Handstandakrobatik und mit Video- und Installationskunst beleuchtet.
Erde & Plastik wurde von Verena Schneider & Jana Kilbertus entworfen und 2022 erstmals als work in progress in den SOHO STUDIOS im Rahmen von „Planted Futures“ präsentiert. Für ON THE EDGE wird das Material überarbeitet, neu erforscht und an den Festivalort angepasst.
-
Konzept Verena Schneider & Jana Kilbertus
Performance Verena Schneider, Iris Gravemaker
Musik: Lukas Bamesreiter
Unterstützt vom BMKÖS
Residenzpartner Soho Studios, circus re:searched / ON THE EDGE
ENTROPÍA
Stefan Sing (DE)
10. und 11. November
Wortwörtlich wachsen Stefan Sing mehr als hundert Bälle über den Kopf, und hin und wieder verharren sie dort. Verzwickte Gedankengänge werden in Konstellationen und Kollisionen sichtbar. Komplexe Ballpyramiden werden erbaut, um sie grandios zu zerstören. Um den Kosmos zu entdecken, wird das Chaos gesucht. Der Zufall wird dabei als immerwährender Begleiter unserer Entwicklung gepriesen. Es geht um die Unumkehrbarkeit der Dinge und darum, dass in Wirklichkeit nur der jetzige Moment greifbar ist. Entropía ist ein minimalistisches, meditatives, ekstatisches und metaphorisches Jonglier-Solo über die größten und kleinsten Formen die uns im Universum begegnen.
-
Choreographie und Performance Stefan Sing
Künstlerische Beratung Cristiana Casadio, Julia Christ and Howard Katz
HANDS UP
Ofir Yudilevitch (IL)
Österreichische Erstaufführung
10. und 11. November
Hands Up ist ein Solo an der Grenze von Zeitgenössischem Tanz und Zirkus. Anhand der Geschichte der versierten Handstandkünstlerin Imogen Huzel erkundet das Werk auf humorvolle Weise die Beziehung zwischen Technik und Kunst, die Grenzen des physischen Körpers, sowie Technologie als Mittel, um letztendlich den menschlichen Körper zu übernehmen. Der israelische Choreograph Ofir Yudilevitch zeigt mit hands up erstmals eine Arbeit in Österreich.
"Ich habe Imogen durch ein Youtube-Video mit dem Titel „Dying Handstands“ kennengelernt. Darin führte sie Handstände vor, die zusammenbrachen, schmolzen und starben. Dieses Video, das sich von anderen Handstandvideos unterschied, die Kontrolle oder Kraft demonstrieren, rief in mir die Frage hervor: Was macht man mit einer technischen Fähigkeit, nachdem man sein ganzes Leben lang daran gearbeitet hat, sie zu beherrschen, und wie kann man damit Kunst machen?“
-
Konzept und Choreographie Ofir Yudilevitch
Kreation und Performance Imogen Huzel
Dramaturgie Yael Biegon-Citron
Musik Tomer Baruch, Regev Baruch
Kostüm Tamar Ben Cnaan
Bühne Ofer Laufer
Systemtechnik Gil Yudilevitch
Mechanische Konstruktion Benny Avital, Shir Fligelman- Zickel
Elektrotechnik Zvi Markfeld
Softwareentwicklung Aviehu Yudilevitch
Residenzunterstützung Yasmeen Godder Studio
Gefördert von Israelisches Ministerium für Kultur und Sport (im Rahmen des curtain up Projekts), Mifal HaPais - Verwaltung für Kultur und Kunst, Botschaft Israel
Rahmenprogramm
Ausstellung: Beyond beauty - Sabine Maringer (AT)
03., 04. und 05. November
Beyond Beauty stellt den Zirkuskörper in Frage. Die Künstlerin beschäftigt sich mit Perfektionismus, sowie body- und ageshaming in der zeitgenössichen Zirkuswelt und wirft die allseits bekannte Frage "Was ist Schön?" auf die Besucher*innen zurück. Das Projekt ist das Ergebnis der einjährigen Forschungsarbeit names SEX AND CIRCUS. Österreichische Zirkuskünstler*innen haben sich hierfür vor die Linse der Wiener Fotografin Ayni gewagt.
Ausstellung: Questions to the endless - Laurence Felber (CH)
07. und 08. November
Die Künstlerin gestaltet - als Erweiterung ihrer Performance - das Theaterfoyer. Im Mittelpunkt: Fragen über Fragen!
Kurzfilme in Kooperation mit arte (FR)
gesamter Festivalzeitraum
Auch 2023 zeigt ON THE EDGE in Kooperation mit arte Frankreich und La Blogothèque drei Kurzfilme aus der Sendereihe „arte Bühnenreif“.
Künstler*innengespräche:
03.11. im Anschluss an die Performances, moderiert von Sissy Rabl (DiePresse)
08.11. im Anschluss an die Performances, moderiert von Ulli Koch (Theater am Werk)
10.11. im Anschluss an die Performances, moderiert von Esther Holland-Merten (Theater am Werk) und Arne Mannott (ON THE EDGE)
Konzert:
04.11. 22 Uhr Konzert von Thomas Neulichedl (Foyer)
closing-Party:
11.11. 22 Uhr Zum Festivalende lassen wir es noch einmal krachen und laden zur Abschlussparty ein, inklusive Live DJ-Set von Rania Moslam!
Randalia alias Rania Moslam ist Veranstalterin (BRUTTO, Viennese Soulfood, SoloTogether), Fotografin und DJ in Wien. Genauso wie beim Kuratieren Ihrer Veranstaltungen steht sie auch beim Auflegen weniger für ein bestimmtes Genre mehr für die Vermischung dieser. Erwachsen ist sie dennoch einer Hip Hop - und Soul-Szene, was man in ihren DJ Sets durchaus hört.